Klassische Homöopathie
Die Homöopathie betrachtet eine Krankheit als Störung der Lebenskraft, die mit Hilfe eines dynamischen und potenzierten Arzneimittels wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann. Dies allerdings solange genügend Lebenskraft vorhanden ist. Sie versteht sich in ihrer Wirkweise als Regulationstherapie, indem sie unterstützend auf die Selbstheilungskräfte des Organismus einwirkt.
Ende des 18. Jahrhunderts veröffentlichte der Arzt und Apotheker Samuel Hahnemann nach vielen Jahren intensiver Forschung seine Aufzeichnungen über eine neue Heilmethode, die von ihm Homöopathie genannt wird ( Homoin pathos = ähnliches Leiden).
Das Grundprinzip dieser Methode ist die Behandlung von Krankheiten nach dem Ähnlichkeitsprinzip:
Similia similibus currentur
(Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt)
Dieses Ähnlichkeitsgesetz findet man bereits bei Hippokrates (460-377 v. Chr.), dem Begründer des antiken griechischen Heilsystems.
Auch in den Schriften von Paracelsus (1493-1591) finden wir das Ähnlichkeitsgesetz wieder. Von Paracelsus stammt:
Alle Dinge sind Gift und nichts ohne Gift, allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.
Grundprinzipien der Homöopathie
1. Ähnlichkeitsprinzip
Ein Selbstversuch mit Chinarinde (pflanzliches Arzneimittel) brachte den Durchbruch Hahnemanns Überlegungen zur Homöopathie:
Er entdeckte, dass die giftige Wirkung der Chinarinde ähnliche Symptome wie das Krankheitsbild der Malaria hervorbrachte.
Hahnemann nahm die Substanz in kleinen Mengen selbst ein und entwickelte die typischen Symptome wie Wechselfieber, Frösteln, Schläfrigkeit, Zittern,... Diese Symptome hörten einige Zeit nach der Einnahme (2-3 Stunden) wieder auf und fingen bei der nächsten Gabe von Chinarinde wieder an. Hier entwickelte er die Idee, dass Arzneimittel beim Kranken diejenigen Symptome zu heilen vermögen, welche sie beim Gesunden verursachen.
Er formulierte das Grundprinzip der neuen Behandlung, das Ähnlichkeitsprinzip:
Similia similibus currentur
Es wird eine Krankheit mit dem Mittel behandelt, dass am gesunden Menschen ähnliche Erscheinungen, also ein „ähnliches Leiden“, hervorruft. So wird quasi die echte Krankheit, natürlich in abgeschwächter Form, nachgeahmt. Das regt die Selbstheilungskräfte an des Körpers an und setzt die Heilung in Gang.
Es folgten Jahre mit zahlreichen Selbstversuchen, wo die zunächst die Familie mit einbezogen wurde, später auch Ärzte und Studenten. Noch heute werden die Arzneimittel so geprüft.
Die während der Prüfungszeit auftretenden Befindungsänderungen und Symptome werden genau dokumentiert und bilden das Arzneimittelbild, welches in der Materia Medica, dem homöopathischen Arzneimittelbuch, festgehalten wird. Dieses wird je Erkenntnisse erneuter Prüfungen ergänzt.
Die dritte Säule der homöopathischen Behandlung ist die Potenzierung, d. h. eine schrittweise vorgenommene Verdünnung und Verschüttelung der arzneilichen Grundsubstanz.
Die Verdünnung führt zur Auflösung der möglichen giftigen Wirkung einiger Substanzen, und die Verschüttelung (kräftiges Schütteln) bringt die dynamische, energetische Wirkung der Substanz hervor. Hahnemann fand heraus, dass die Kraft der Arznei und ihre dynamische Wirkung durch den Vorgang der Potenzierung entfaltet wird. Hierbei wird ein ganz spezielles Verfahren angewandt.
Die Wahl der „richtigen“ Potenz hängt von der Sensibilität des jeweiligen Patienten, dessen Symptomenbild, der Tiefe der Krankheit und vielen weiteren Faktoren ab.
Das homöopathische Mittel wirkt, nach Hahnemann, auf die Lebenskraft des Patienten. Hat diese nicht mehr genügend Kraft oder Energie, ist eine Heilung nicht mehr möglich.
Einer Heilung können auch Impfungen, Vergiftungen, Übersäuerung, Medikamente oder verschiedene andere Stoffe im Wege stehen. Diese müssen dann wegegelassen (z.B. Kaffe, Nikotin) oder ausgeleitet werden.
Eine homöopathische Behandlung kann begleitend zu einer schulmedizinischen Therapie angewandt werden.
Man unterscheidet akute und chronische Erkrankungen.
Akute Erkrankungen können mit homöopathischen Mitteln ohne Nebenwirkungen behandelt werden.
Chronische Erkrankungen bedürfen einer intensiven homöopathischen Behandlung, die über einen längeren Zeitraum fortgeführt werden muss.
Sie beginnt mit einer intensiven homöopathischen Anamnese, d.h. einer Fallaufnahme:
Homöopathische Anamnese
Die Erhebung der Anamnese spielt in der Homöopathie eine wesentliche Rolle. Sie ist die Grundlage der Therapie. Sie beinhaltet eine detaillierte Fallaufnahme unter Berücksichtigung aller körperliche und seelischen Symptome des Patienten. Hier geht es nicht um die Aufnahme der für eine Krankheit typischen Symptome, sondern um:
Auffallende, sonderliche,
ungewöhnliche, eigenheitliche
Symptome und Zeichen
Der Patient wird in seiner Besonderheit, seiner Individualität wahrgenommen und verstanden. Nach einem spontanen Bericht des Patienten lenkt der Homöopath die Aufmerksamkeit auf die genaue Beschreibung der Symptome:
Seit wann, wie , wo, wann, welche Gemütssymptome, Allgemeinsymptome, Vorerkrankungen, Impfungen, Erkrankungen in der Familie und vieles mehr.
Dieses intensive Gespräch dauert 1,5 bis 2 Stunden ( manchmal noch länger).
Nach der Fallaufnahme wird mit Hilfe eines Repertoriums (homöopathisches Nachschlagewerk) das passende Mittel gesucht.
Die Einnahme des Mittels:
Das homöopathische Mittel kann als Globuli, als Tropfen oder gelöst in Wasser eingenommen werden. Auch die Häufigkeit der Einnahme ist von Patient zu Patient unterschiedlich und wird individuell verordnet.